Männer- wie Frauenpolitik(en) sind gleichermassen dem Ziel der Chancengleichheit verpflichtet, haben aber angesichts unterschiedlicher soziohistorischer Ausgangslagen unterschiedliche Aufgaben. Der Beitrag von Markus Theunert begründet die Notwendigkeit für Jungen-, Männer- und Väterpolitik(en) und formuliert sechs grundlegende Legitimationsfragen. Auf dieser Basis zeigt Herausgeber Markus Theunert, wie Gleichstellungs-/Geschlechterpolitik als eine Chancengleichheitspolitik konzipiert werden kann, die Männerpolitik(en) als gleichwertige eigenständige Säule ernst nimmt und institutionell verankert.
Ein Wirkungsmodell veranschaulicht, wie der Entwicklungsschritt von der rechtlichen zur tatsächlichen Gleichstellung nur als Neugestaltung der Geschlechterverhältnisse unter aktiver Beteiligung der Männer gelingen kann. Männerpolitik wird dadurch Impuls und Chance für den Gleichstellungsprozess – ist aber auch Provokation, indem sie nicht weniger als gleichwertige Teilhabe an gleichstellungspolitischer Definitionsmacht fordert.
Im zweiten Teil führt der Autor als Rahmenkonzept das Denkmodell eines Quaders ein: Auf einer ersten Dimension werden die Zielgruppen (Jungen und junge Männer, erwachsene Männer, Väter und ältere Männer; vgl. Teil II dieses Bands) unterschieden, auf einer zweiten Dimension die politisch vordergründigen Problemfelder (Gesundheit, Arbeit, Schule, Sexualität, Gewalt; vgl. Teil III dieses Bands), auf einer dritten Dimension die relevanten Intersektionalitäten / Querschnittsthemen (Familien-/Wohnform, Beziehungsform, sexuelle Identität, Arbeitssituation, soziales Milieu, Migration, Behinderung). Der Quader erlaubt, die männerpolitischen Handlungsfelder darzustellen und auch verdeckte Probleme aufzuzeigen, kohärente Massnahmen zu entwickeln und männerpolitische Konzepte auf ihre Vollständigkeit hin zu überprüfen. Das Modell ist für Männerpolitik(en) ebenso nützlich wie für die Männerarbeit.
Eine Analyse der männerpolitischen Akteurslandschaft schliesst den Beitrag ab.